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15 Jahre Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt

Seit 15 Jahren gibt es die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt am Anger 12 in Erfurt. Ihre Aufgabe: Menschen zu beraten, die von häuslicher Gewalt oder (Ex-)Partner:innen-Stalking betroffen sind. Die Einrichtung der Evangelischen Stadtmission und Gemeindedienst Erfurt gGmbH ist außer für Erfurt auch für Weimar, Jena, den Saale-Holzland-Kreis und die Landkreise Sömmerda und Weimarer Land zuständig. Zum Jubiläum luden die Mitarbeiterinnen die Kolleginnen und Kollegen aus den zuständigen Polizeidienststellen zum Arbeitsfrühstück ein.

Entstanden ist die Interventionsstelle als erste in Thüringen aus dem Bedarf heraus: Immer wieder gab es in der Beratungsarbeit des Frauenhauses Fälle, die eigentlich einer anderen, früheren Intervention bedurft hätten. Schon länger hatte Petra Hegt, Geschäftsführerin der Ev. Stadtmission Erfurt, mit ihren Mitarbeiterinnen um die Finanzierung einer weiteren Einrichtung gekämpft, die Betroffene unmittelbar berät, die Kontaktpartner der Polizei ist, wenn Einsätze eine Beratung der Opfer erfordern.

Vor 15 Jahren schließlich konnte die Interventionsstelle in Erfurt entstehen. Weitere Beratungsstellen dieser Art in Thüringen folgten binnen Jahresfrist. „Der Kampf um die Finanzierung ist geblieben, auch wenn die Wichtigkeit der Arbeit inzwischen außerfrage steht“, sagen Petra Hegt und Ellen Van Hooff, Leiterin der Erfurter Interventionsstelle. Beide betonen die gute Zusammenarbeit mit den jeweils zuständigen Polizeidienststellen. „Wir wünschen uns, dass dieses gute Miteinander fortbesteht.“

Stabil gewachsen ist auch die gute Zusammenarbeit mit den Behörden und anderen sozialen Einrichtungen im Sinne der Menschen, die von Gewalt bedroht sind. Drei Mitarbeiterinnen hat die Erfurter Interventionsstelle; derzeit ist man zudem auf der Suche nach einer Krankheitsvertretung.

Ellen Van Hooff berichtet von einem auffällig hohen Fallaufkommen in diesem Jahr. „Es reißt nicht ab“, sagt sie. Waren es 2022 insgesamt 237 Fälle, die die Interventionsstelle beraten hat, verzeichnen die Sozialpädagoginnen bis Ende April schon 104 Fälle. Der Hauptanteil der Kontakte kommt im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen zustande. Doch reichlich ein Viertel der Betroffenen kontaktieren die Einrichtung selbst. Weitere Kontakte entstehen über die Vermittlungen durch Jugendämter und andere Beratungsstellen, von Praxen und Krankenhäusern.

Auch wenn der größte Anteil an Beratungswilligen Frauen sind: Auch Männer zählen zu den Klienten der Interventionsstelle.

Sehr oft sind auch Kinder involviert. „Wir möchten daher die guten Erfahrungen eines Pilotprojekts in Gera aufnehmen und die Zusammenarbeit mit Kinderschutzdiensten intensivieren, um Kinder betroffener Eltern besser unterstützen zu können.“