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Gestiegene Nachfrage: Ev. Stadtmission setzt auf verlässliche Spender

(v.l.) Petra Hegt, Geschäftsführerin der Evangelischen Stadtmission und Gemeindedienst Erfurt gGmbH, Café-Leiterin Jana Keil, Stadtmissions-Pfarrer Andreas Lindner freuen sich, wenn am Ende eines Tages alle Gäste bedient werden konnten.

Neues Projekt soll dem Bedarf gerecht werden

„Dass unsere Spender und Förderer über die Zeit bei uns geblieben sind und verlässlich zu uns stehen, dafür sind wir unsagbar dankbar“, sagen Petra Hegt, Geschäftsführerin der Evangelischen Stadtmission und Gemeindedienst Erfurt gGmbH, und Jana Keil, Leiterin der Stadtmissions-Projekte „Café und Restaurant des Herzens“.

Wie viele soziale Projekte spürt auch die Erfurter Stadtmission in ihren vielfältigen Hilfseinrichtungen den gestiegenen sozialen Druck, die Nachfrage der Besucher, das Ringen um Spenden – zunächst während der Corona-Pandemie, nun in Folge von Ukraine-Krieg und Kostenexplosion.

„Zum einen sind da unsere Stammkunden, die regelmäßig oder in Abständen seit Jahren zu uns kommen“, sagt Petra Hegt. „Doch jetzt nehmen wir die gewachsene Nachfrage vor allem von Senioren und Familien, die nicht mehr die Lebenshaltungskosten finanzieren können, wahr. Einsame Menschen kommen, die mit Lockerung der Corona-Regeln auch wieder den sozialen Kontakt suchen. Und eben auch Kriegsflüchtlinge.“

Zum Beispiel im „Café des Herzens“, das in der Allerheiligenstraße wochentags rund ums Jahr nicht nur Frühstück bietet, sondern auch soziale Nähe. Etwa je zur Hälfte kommen inzwischen eingesessene Erfurter und Menschen mit migrantischem Hintergrund. „Wir bieten auch Lebensberatung, nutzen die Netzwerke der gesamten Stadtmission, um unseren Klienten zu helfen“, erklärt Café-Leiterin Jana Keil. „Viele unserer Gäste haben durch unsere Arbeit einen deutlich strukturierteren Tagesablauf.“

Allem immer gerecht werden zu können, sei eine Mammutaufgabe für sie und ihr Team, sagt Petra Hegt. Sie setzt auf die stabilen Netzwerke, die die Evangelische Stadtmission über die Jahre aufgebaut hat. „Das sind gut gewachsene Spenderbeziehungen – Privatleute wie Firmen, die uns verlässlich beliefern - aber auch die gute Zusammenarbeit mit Behörden. Beides hat uns geholfen, durch Corona zu kommen, als wir manche Angebote komplett umorganisieren mussten“, sagt die Stadtmissions-Chefin. „Wir bauen auch jetzt darauf, um unser Angebot weiter aufrecht erhalten zu können.“

„In der Pandemie waren wir gezwungen, uns umzustrukturieren“, erklärt Jana Keil. „Wir arbeiten an sich nicht nach dem Modell einer Tafel. Wir geben nicht einfach Lebensmittel aus, sondern betrachten unsere Besucher als Gäste, die neben der Mahlzeit auch die soziale Nähe erleben, miteinander in Kontakt kommen oder durch uns Hilfestellungen bei allerlei Problemen erhalten.“ In der Pandemie waren sowohl das „Café des Herzens“ als auch sein Winter-Pendant, das „Restaurant des Herzens“ so nicht mehr durchführbar: „Das gemeinsame Sitzen am Tisch, die Bedienung, das soziale Miteinander fielen weg“, erinnert sie sich. „Stattdessen haben wir die Lebensmittel gegen Spende abgegeben, unser Restaurant war nur „to go“, mit Maske und Abstand. „An sich ist das nicht unser Anspruch“, sagt auch Andreas Lindner, Pfarrer der Ev. Stadtmission.

Doch weil es weiterging in Café und Restaurant, blieben auch die Spender. „Sonst wäre uns sicher manches weggebrochen, was wir heute dringend benötigen“, sagt Petra Hegt voller Dank. „Perspektivisch möchten wir von den Corona-Bedingungen zurück zum sozialen Miteinander, zur Gemeinschaft - da sind wir dankbar über die jetzige stabile Lage mit ihren Lockerungen und hoffen sehr, dass die Situation dies auch in der Restaurantzeit im Winter erlaubt und wir wieder servieren und miteinander sein können.“

Doch gleichzeitig möchte sie der gestiegenen Nachfrage nach Lebensmitteln zum Mitnehmen gerecht werden. „Wir haben die Lebensmittelausgabe coronabedingt hochgefahren und wollen dies nun nicht mehr abschaffen. Unser Ziel ist, beides, Café und Ausgabe, parallel weiterlaufen zu lassen“, sagt Petra Hegt. „Der Bedarf ist da. Für uns bedeutet das, dass wir weitere Kühlschränke, am besten spezielle Kühlkombinationen erwerben müssen. Spender, die uns hierbei unterstützen möchten, helfen uns dabei, das Projekt zeitnah zu stemmen.“

Neben Geld zählt auch die Sachspende: „Heute kam ein Gastwirt vorbei und brachte Rhabarber und Gurken“, erzählt Jana Keil. "Jede Gemüsespende ist willkommen, auch von Kleingärtnern, gern auch das Körbchen Saisonobst. Unsere Gäste und Kunden freuen sich darüber.“ Zu Gästen wie Spendern liegt dem Stadtmissions-Team der persönliche Kontakt am Herzen. „Ich denke, das macht uns ein ganzes Stück weit aus“, sagt Geschäftsführerin Petra Hegt. „Und es gibt uns das Gefühl, dass wir alle in einem Boot sitzen.“