Verlässlichkeit im Restaurant des Herzens
"Jetzt wird aufgetischt.“ Nach langen Wochen der Vorbereitung blicken Petra Hegt, Geschäftsführerin der Evangelischen Stadtmission und Gemeindedienst Erfurt gGmbH, und ihr Team erwartungsvoll auf die neue Restaurant-Saison. Wie immer am Nikolaustag wurde die bis Ende Januar andauernde Aktion des Herzens eröffnet – traditionell mit Bratwurst und Sauerkraut.
Dies ist nicht das einzige, was gleich geblieben ist. Auch der Obolus von einem Euro, den die Gäste für die frisch gekochte Mittagsmahlzeit zahlen, ist seit Jahren stabil. „Wir versuchen bewusst, Verlässlichkeit und Kontinuität beizubehalten“, sagt Petra Hegt.
Eingespielte Routine, im positiven Sinne. „Das beginnt bei der Verlässlichkeit von Spendern, ohne die dieses Sozialprojekt gar nicht möglich wäre.“ Auch die ehrenamtliche Unterstützung ist nach dem Pandemie-Bruch wieder gut angelaufen. „Das ist in jedem Jahr eine große Sorge“, sagt Restaurantleiterin Jana Keil. „Finden wir genügend Freiwillige, um die zwei Monate abzudecken?“ Inzwischen kann sie aufatmen. Die Dienstpläne sind zumindest bis Jahresende strukturiert. Im „Haus Zuflucht“ helfen Freiwillige beim Gemüseschnippeln. Im Restaurant selbst haben sich viele Menschen gemeldet, die einmal oder regelmäßig servieren helfen. Am Eröffnungstag war neben Bodo Ramelwo, letztmalig Schirmherr der Aktion, erstmals Erfurts OB Andreas Horn dabei, EU-Abgeordnete Marion Walsmann, eine Vertreterin des Service-Clubs Soroptimisten sowie Schüler und Lehrer der Sebastian-Lucius-Schule, die während der gesamten Restaurantzeit regelmäßig helfen werden.
Für viele Gäste war es ein Wiedersehen, untermalt mit Kulturprogramm. „Viele können es sich vielleicht nicht leisten, ins Theater zu gehen oder haben vielleicht auch keinen großen Freundeskreis. Dann trifft man sich eben hier“, sagt Petra Hegt. „Das gehört doch auch zur Stadtmission. Auf die Begegnung kommt es doch an.“Wichtig sei nicht nur das Essen, sondern auch die Zeit, die man miteinander verbringe.
Das Angebot wird von älteren Menschen in Anspruch genommen, von Obdachlose, zum Teil auch Menschen mit Migrationshintergrund sowie Familien. „Manche kommen schon seit ihrer Kindheit zu uns, inzwischen mit ihren eigenen Kindern“, sagt Petra Hegt. In seinen 32 Jahren ist das „Restaurant des Herzens“ in Erfurt zur Instanz geworden.
Um die zwei Monate Restaurant sowie das ganzjährige Café des Herzens mit seinem Frühstücksangebot durchführen zu können, braucht es Spenden. „Die Lebensmittelpreise sind ja weiter gestiegen. Das belastet uns genauso wie die Gesellschaft. Wir müssen Fleisch zukaufen, das ist das teuerste“, sagt Petra Hegt. „Wir möchten neben Hausmannskost auch Fleisch und Braten anbieten, was sich sonst viele unserer Gäste nicht leisten können.“
Und deshalb wirbt sie wieder um Spenden. Auch hier also Kontinuität. „Es hat sich im Restaurantbetrieb nichts verändert, aber das muss ja nichts schlechtes sein.“
Wer helfen möchte: http://stadtmission-erfurt.de/ueber-uns/spenden